Südlich des Zytgloggeturms dominiert an einem weihnächtlichen Sonntagsverkauf Ruhe und Zurückhaltung. Genau da, wo ich jetzt mein neues Business-Zelt aufgeschlagen habe. Das darf doch nicht sein.
Und jetzt ziehe ich zum Vergleich ein persönliches Erlebnis aus der italienischen Stadt Bologna herbei. Bologna ist ähnlich attraktiv, auch eine Universitätsstadt und der norditalienische Charakter ist dem bernischen auch entfernt verwandt.
Bevor wir an einem Sonntag für ein paar Tage in Bologna eine Airbnb-Wohnung in der Altstadt beziehen konnten, hatten wir schon mindestens drei Käsesorten probiert und zwei Gläser Wein «per i amici svizzeri» degustiert. Dies war sympathisch, sehr vergnüglich und es war kein besonderer Sonntag. Abgeholt wurden wir bereits auf dem Hauptplatz, kurz nach unserer Ankunft, als uns zwei junge Promotoren Flyer in die Hand drückten und uns die lokalen, typischen Spezialitäten auf eine sympathische Art anpriesen. Sie haben uns als potenzielle Konsumenten direkt angesprochen und gluschtig gemacht. Und sie haben es geschafft, dass wir die Kehle und den Magen für ihre Spezialitäten öffneten.
Nun zurück nach Bern: in der emotional geladenen, umsatzträchtigen Weihnachtszeit gibt es in Bern zwei Sonntagsverkäufe. Die untere Altstadt bietet dafür eine traumhaft schöne Kulisse, aber leider arm an Anreizen für die Läden, die einen wichtigen Teil zum Charme der Altstadt beitragen. Warum bereitet da die dafür zuständige Organisation nicht den Boden vor, damit die Detailhändler diese Bühne auch betreten können?
Ohne Besucherfrequenz ist es für den einzelnen Lädeler schwierig Umsatz zu erzielen und eine Grundstimmung des «Konsumieren-Wollens» zu erzeugen. Promotoren der Altstadt, «Unesco world heritage» – wacht auf! Ohne Frequenz kein Umsatz, ohne Umsatz kein Gewinn. Ohne Gewinn keine Läden.